Philosophie
Schule dient dazu, in einer immer komplexer erscheinenden Welt Orientierung zu bieten. Dies geschieht vor allem durch die Vermittlung von Grundwissen in zentralen Bereichen (Natur, Sprachen, Gesellschaft, Künste), denen bestimmte Schulfächer zugeordnet sind, und durch das Erlernen von Methoden, dieses Wissen selbständig auf neue Probleme anzuwenden und mögliche Lösungen zu beurteilen. Grundlegende Probleme, die sich nicht bestimmten Bereichen und Sachfächern zuordnen lassen, werden in vielen Kulturen durch religiöse Autoritäten verbindlich geklärt. Seit die europäische Aufklärung religiöse Antworten mit rationalen Argumenten in Frage gestellt hat, gibt es für diese Probleme keine allgemein verbindlichen Lösungen mehr.
Alle philosophischen Probleme lassen sich nach Immanuel Kant auf vier Grundfragen zurückführen: Was kann man überhaupt (sicher) wissen? Wie soll man (im Zweifelsfall) handeln? Welchen übergeordneten Sinn kann unser Handeln und Leben haben? Was bedeutet es, ein Mensch zu sein? Obwohl sich keine dieser Grundfragen und keine der vielen von ihnen ableitbaren Fragen eindeutig beantworten lässt, stellen sie sich zumindest von Zeit zu Zeit so drängend, dass alle nachdenklichen Menschen begründete Antworten darauf suchen, an denen sie ihr Leben ausrichten können.
Der Philosophieunterricht soll es dem einzelnen ermöglichen, diese grundlegenden Probleme und mögliche Lösungen kennenzulernen, sie mit anderen zu diskutieren und schließlich eine gut begründete eigene Position einzunehmen. Geschult wird dabei die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte ebenso genau zu untersuchen und zu beschreiben wie den Aufbau von Argumentationen, Zusammenhänge mit anderen Problemen herzustellen, die Gedanken anderer ernst zu nehmen und vorurteilslos zu diskutieren, gründlich, klar und logisch zu denken, die eigenen Gedanken mündlich und schriftlich für andere nachvollziehbar auszudrücken und so am Ende die Grundlagen für ein zusammenhängendes eigenes Weltbild zu legen.